Dreiteilige Dokureihe mit Harald Lesch
Die Doku gibt Einblick in Schlüsseltechnologien und liefert verblüffende Antworten auf die brennende Frage, wie moderne Kommunikation das Menschsein beeinflusst hat. Sie erzählt von den Anfängen der Sprache und Schrift, von den Erfindungen der Telegrafie und des Internets bis hin zur künstlichen Intelligenz. Harald Lesch schaut zurück in die Vergangenheit und wagt den Blick in die Zukunft: Was haben die jeweiligen Kommunikationsfortschritte mit dem Menschen gemacht, wo stehen wir heute? Sind wir am Peak Point der digitalen Kommunikation angelangt?
Vielfalt der Sprachen geht zurück
Der Ursprung der menschlichen Kommunikation liegt in der Entstehung der Sprache. Nicht nur die Gegenwart lässt sich mit Sprache beschreiben, sondern auch abstrakte Vorstellungen vom Jenseits, von Göttern und Religionen, von Zukunftsvisionen und Wissenschaft. Alles, was das menschliche Gehirn an Ideen zutage bringt, lässt sich durch Sprache in die Welt tragen. Zunächst geschieht das in großer Varianz. Aus der Ursprache werden Zehntausende unterschiedliche Sprachen. Doch seit Beginn der Sesshaftigkeit geht ihre Vielfalt zurück. Aus den heute knapp 7000 Sprachen werden Prognosen zufolge in 200 Jahren nur noch etwa 100 übrig sein.
Der Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes entgegengewirkt hat die Erfindung der Schrift. Am Anfang wird sie ausschließlich in der Verwaltung genutzt, schon bald aber entstehen auch erste Gesetzestexte und große Epen. Um die Bewahrung des Wissens kümmern sich Bibliotheken. Heute sind analoge Schriftträger in virtuellen Speichern, in Clouds, untergebracht. Ob unsere digitalen Daten aber die Jahrhunderte überdauern können, stellen Wissenschaftler weltweit infrage.
Elektrizität bringt den Durchbruch
Eine der großen Herausforderungen in der Geschichte der Kommunikation ist der Transport von Informationen über große Distanzen. Die optische Telegrafie ist der erste Schritt zur Lösung des Problems, aber erst die Einführung der Elektrizität im 19. Jahrhundert bringt den Durchbruch in der schnellen Nachrichtenübermittlung. Schlag auf Schlag folgen die großen Kommunikationserfindungen der Moderne: das Telefon, das Radio und das Fernsehen.
Mit dem Internet ist der Mensch in eine Welt der unbegrenzten Information eingetreten. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. Wir können alles herausfinden, was wir wollen, gleichzeitig wird es aber immer schwieriger, zu sagen, was richtig ist und was falsch. Die Fortschritte der künstlichen Intelligenz befeuern diese Entwicklung weiter. Sprechen zu können wie ein Mensch, haben Forscher inzwischen auch Maschinen beigebracht. Werden wir in Zukunft immer häufiger mit Chatbots, Robotern und Avataren kommunizieren? Wo zwischen all den heutigen Kommunikationstechniken steht der Mensch? Fragen, die bereits unseren Alltag prägen und in Zukunft an Bedeutung zunehmen werden.
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Was versteht man unter Kommunikation?
Rein technisch gesehen ist Kommunikation nichts anderes als der Austausch von Informationen zwischen einem Sender und einem oder mehreren Empfängern. Gemeint ist aber die Verständigung untereinander. Seit es Menschen gibt, ist Kommunikation die Basis des Zusammenlebens. Sie kann das Überleben retten oder Kriege verhindern, es gibt viele Beispiele. Mithilfe von Sprache kann man Gedanken, Ideen oder Gefühle austauschen. Oder man verständigt sich mithilfe von Zeichen – also ohne Worte, dafür aber mit Gesten und Mimik. Kommunikation ist aber nicht nur eine menschliche Fähigkeit, auch viele Tiere verfügen über komplexe Kommunikationssysteme: Neben optischen Signalen verständigen sie sich mit Lauten und Duftstoffen. Aber kein anderes Lebewesen hat die Kommunikation so sehr perfektioniert, wie wir Menschen – denn wir können sprechen.Jugendliche telefonieren immer weniger. Was ist da los?
Studien bei Jugendlichen zeigen tatsächlich sehr deutlich, dass sie immer weniger telefonieren. Stattdessen verschicken sie zum Beispiel Sprachnachrichten. Das heißt, im Grunde genommen führen sie so eine Art entzerrtes Telefonat. Man sendet etwas los und hat dann wieder Zeit, entsprechend auf die Antwort zu warten und nach eigenem Ermessen zu reagieren. Das sind so kleine, man könnte vielleicht sagen, Notwehrgesten in Zeiten des permanenten Bombardements mit Informationen und Gefühlswelten.Die digitale Welt der Kommunikation – was macht das mit uns Menschen?
Das weltumspannende Kommunikationsnetz hat enorme Auswirkungen auf uns. Über die psychische Dimension sind wir uns noch gar nicht richtig bewusst. Früher war die Alltagswelt der Menschen eine kleine Insel der Gleichzeitigkeit, umgeben von einem großen Reich an Vergangenheit, denn alle Nachrichten, die aus großen Entfernungen kamen, die waren zwangsläufig alt – Tage, Wochen, Jahre sogar. Durch die globale Telekommunikation ist die ganze Erde ein Ort der Gleichzeitigkeit geworden. Das heißt eine Flut von Ereignissen, auch aus entfernten Regionen der Erde, drängt an den einzelnen emotional heran. Das kann eine Überforderung sein, daher: Wir müssen lernen, mit der täglichen Überdosis an Weltgeschehen umzugehen.Wieviel Kommunikation braucht der Mensch?
Ich würde eher fragen: Wie viele Kommunikationsmittel braucht der Mensch? Und da gibt es eine gute Nachricht: Wir entscheiden selbst, wie viel Technik wir in unser Leben lassen, wann wir auf die Stopptaste drücken und sagen: Ich bin jetzt nicht mehr erreichbar. Ich bin jetzt nicht perfekt informiert, ich muss mich jetzt nicht darstellen, ich bin einfach nur ich, ein unvollkommener Mensch in einer nicht-digitalen Welt. Diese Freiheit haben wir. Und diese Freiheit, die sollten wir uns auch ab und zu mal nehmen.-
Was die Welt am Laufen hält: Kommunikation
Erstausstrahlung ZDF am 3. März 2024, 19:30 UhrBuch Dorothea Nölle
Regie Dorothea Nölle, Robert Wiezorek
Regie Moderation Andreas SawallRedaktion TV Claudia Moroni, Michael Petsch
Redaktion Online Michael BüsselbergWeitere Folgen
Was die Welt am Laufen hält: Energie
Was die Welt am Laufen hält: MobilitätAlle Folgen auf einen Blick
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